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Martina Biesenbach - Projekt
Äpay, oder der Himmel ist ein Warenhaus
Der
wahre Grund, warum niemand mehr sein Geld in die Geschäfte tragen will, liegt
meines Erachtens weniger im vorausschauenden, vorsichtigem Sparverhalten
der Bürger, vielmehr hat keiner mehr Lust, sich von übellaunigen
Verkäufern aus dem Laden ekeln zu lassen. Es wird nämlich nicht
nur die Ware gekauft, vielmehr sind eine ganze Reihe zwischenmenschlicher
Bedürfnisse und Sehnsüchte an den Akt des Kaufens geknüpft.
Das Heer der Dienstleistenden sieht sich mit einer großen Bedürftigkeit
der Konsumenten konfrontiert, die sich durch das konsumieren und kaufen der
Waren allein nicht mehr befriedigen lässt. Diese Bedürftigkeit
der Menschen kann sich nur der Luxuriös orientierte, selbständig
arbeitende Geschäftsmensch zunutze machen. Die Mehrzahl der Leute ist
auf die großen Warenhausketten angewiesen und hat es zunehmend mit
überforderten, ihrerseits bedürftigen Angestellten zu tun. Da bietet
es sich geradezu an, sich zur großen Familie der Ebayer zu begeben. Hier
ist zu jeder Tages und Nachtzeit alles, was das Konsumentenherz begehrt,
zu haben und mit ein wenig Glück sogar für kleines Geld ein schönes
Stück Ware zu ergattern. Im System ist ein Bewertungsportal geschaltet,
indem man die Erfahrungen mit dem jeweiligen Käufer/Verkäufer öffentlich
kundtut. Die Bewertungsinstanz gibt dem System einerseits die Möglichkeit,
sich gegenseitig kleine Inseln des Glücks zu schenken, andererseits in nicht
unerheblichem Maß zu sanktionieren, und im Prinzip des öffentlichen
an den Pranger Stellens, Macht auszuüben. Weiter lässt
sich hier ein materialistisches Weltbild beobachten, das der Soziologe H.
Fromm als das Weltbild des totalen Konsumenten charakterisiert hat, nach dem Motto,
der Himmel ist ein Warenhaus, in dem jeder Mensch jeden Tag etwas neues kaufen
kann alles was er will und immer ein bisschen mehr.......... Es
lassen sich eine Menge Bedürfnisse in dieses System packen. Es gibt den Einsamen
die Möglichkeit zu kommunizieren und ein Gefühl des eingebunden
sein. Die Spieler können spielen und die Ängstlichen brauchen die
Wohnung nicht mehr zu verlassen, es kommt alles per Post. Die freundlichen
Bewertungen sind Balsam für die wunde Seele, Es macht Spaß ein
Schnäppchen zu machen, zu zocken.. Das die Gebote teilweise über den
Ladenpreisen liegen, wird im Eifer des Gefechtes nicht weiter beachtet.
Ich habe für Äpay (meiner
Insel des Glücks) eine große Menge Holzscheite mit den 4 Grundfarben
bemalt, die auch im Schriftzug von Ebay benutzt werden. Das Holz ist so bearbeitet
worden, wie es als Haufen auf dem Boden geschichtet war. Ich habe die Scheite
beim Malen mit dem Pinsel immer bewegt, sodas überall Farbe auf das
Holz gelangen konnte. Durch diese Vorgehensweise wird aus jedem Stück
Holz der Teil eines neuen Zusammenhangs. Auf jedem der Holzstücke ist
eine Bewertung geschrieben. Die Bewertungen sind zum Teil aus dem Bewertungssystem
von Ebay genommen. Z.B. Alles Bestens, sehr zu empfehlen, Weiter so!!!!!
Note 1 Lob usw. Zwischendurch sind die Sprüche völlig unangemessen
und überschießend wie Herzensgute Überweisung oder herrlicher
Geldtransfer etc. Dann wieder verlieren die Bewertungen den Bezug zur Sache
und führen ein Eigenleben, gehen ganz weg vom Geschäftlichen. Und
nehmen rein persönlichen Charakter an. Dazu steht ein Monitor, ein Film
zeigt in Endlosschleife loderndes Kaminfeuer. Jeder kann sich eine Insel
des Glücks mitnehmen. Auf diese Weise wird das Glück überallhin
verteilt und kann nicht mehr als ganzes geraubt werden. |